Wenn mein Kind von der durchschnittlichen Entwicklung scheinbar abweicht: Ab wann sollen Eltern reagieren – und wie?
Zu diesem Thema verrät uns Dr. Stefan Schwarz, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, hilfreiche Hinweise und Tipps.
Ein ganz wichtiger Aspekt ist generell, ein Kind mit seinen Fähigkeiten, Stärken und Defiziten so zu nehmen, wie es ist. Denken wir nicht vom Defizit her, sondern von den Stärken des Kindes. Denn ob mit oder ohne Entwicklungsproblematik, ein Kind braucht immer auch Erfolgserlebnisse und die Bestärkung der Eltern, um ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln.
Verzögerte Entwicklung eines Kindes richtig begleiten
- Die Entwicklung eines Kindes – ob körperlich, motorisch oder sprachlich – ist für Eltern spannend zu verfolgen. Wie stolz sind Mama und Papa, wenn der erste Schritt erfolgt, das erste Wort gesprochen wird oder der erste Meter Körperlänge erreicht wird. Was aber, wenn der Nachwuchs mit Entwicklungsschritten langsamer ist, als Mama und Papa das erwarten? Was, wenn es später läuft oder spricht als ein gleichaltriges Kind aus der Verwandtschaft oder Bekanntschaft?
- Zunächst verläuft normale Entwicklung mit großer Varianz und sehr individuell! Der erste Schritt kann mit 9 Monaten oder 1,5 Jahren erfolgen, und beides wäre normal! Insofern erstmal entspannt sein, Gottseidank ist bei den meisten Kindern die Entwicklung normal. Dann ist die ganz normale häusliche Förderung, die Eltern ja ohnehin anstreben, völlig ausreichend. Spielen, Vorlesen, Singen, Sport – all das fördert die Fähigkeiten des Nachwuchses.
- Wenn Zweifel bestehen, ob die Entwicklung eines Kindes wirklich normal ist, kann der Kinderarzt/die Kinderärztin helfen, um die Fragen der Eltern zu klären. Wenn die Entwicklung tatsächlich von der großen Bandbreite des Normalen abweicht, bespricht der Kinderarzt/die Kinderärztin mit den Eltern, ob und wenn ja, welche Diagnostik notwendig ist und welche Förderung oder Therapie aufgrund der Ergebnisse eingeleitet werden sollte. Wichtig ist hier individuelles Vorgehen – je nach den Bedürfnissen des Kindes. Im Verlauf wird der Kinderarzt/die Kinderärztin mit den Eltern die Entwicklung engmaschig überwachen und ggf. weitere Maßnahmen einleiten bzw. diese ergänzen. Eventuell müssen beispielsweise weitere Tests erfolgen an einem Zentrum oder neue Aspekte oder Entwicklungen berücksichtigt und die Therapie daran angepasst werden.
- Ein ganz wichtiger Aspekt ist generell, ein Kind mit seinen Fähigkeiten, Stärken und Defiziten so zu nehmen, wie es ist. Denken wir nicht vom Defizit her, sondern von den Stärken des Kindes. Was kann es? Wo macht es Fortschritte? Denn ob mit oder ohne Entwicklungsproblematik, ein Kind braucht immer auch Erfolgserlebnisse und die Bestärkung der Eltern, um ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln.